28. Juli 2024
Quo vadis, Jerusalem - wohin schreitest Du im neuen Jahrtausend, dem dritten nach Jesus, dem zweiten nach Mohammed und dem wievielten Jahrtausend nach Moses?
Schlagen die Christen die Bibel auf und glauben der Offenbarung des Johannes, in der er von einem neuen Jerusalem spricht, werden die Völker dort im Lichte Gottes wandeln und die Könige der Erde ihre Herrlichkeit in sie bringen. Und wie weit ist es damit?
Als ich vor einigen Jahren diese Stadt der Städte besuchte, bot sich mir ein anderes Bild. Jerusalem zeigte, dass es weit entfernt ist, von dem, was die Offenbarung verspricht und sich offensichtlich immer weiter von der Menschlichkeit und vom Licht abwendet. Ich fand auf meiner Reise eine Stadt, die zutiefst zerrissen ist in religiöse Strömungen, die jede für sich staunen lässt. Auf meinem touristischen Rundgang mit meiner Familie musste ich mich zurückhalten, denn ich war wütend, so unfassbar war das, was ich sah. Ein Jahrmarkt der Eitelkeiten, der nichts mehr mit der Liebe zum Menschen und zur Schöpfung zu tun hatte.
Drei Religionen haben ihre Heiligtümer in Jerusalem. Die Moslems den Felsendom, die Juden die Klagemauer und die Christen die Grabeskirche von Jesus. Und dann ist da noch die Altstadt mit Ihren Souvenir-Shops, Cafés und Restaurants und den Läden, die den täglichen Bedarf der Einwohner decken. Dieser Teil ordnet das Jetzt der Stadt, er sorgt für den Pulsschlag, doch wo ist das Herz?
Am Felsendom, dem Ort an dem Mohammed nach der Überlieferung in den Himmel auffuhr, passierte mir folgendes: Wir waren zu viert, meine Frau, unsere siebenjährige Tochter, unser zwölfjähriger Sohn und ich. Da man den Felsendom nur ohne Taschen und Schuhe betreten durfte, gingen wir in zwei Partien hinein, um auf unsere Sachen aufzupassen. Als die Frauen in der Moschee waren und mein Sohn und ich draußen warteten, unterhielten wir uns. Während des Gespräches nahm ich meinen Sohn in den Arm und drückte ihn an mich, so wie man es macht, wenn man sein Kind liebt. Doch was passierte. Sofort kam einer der herumstehenden Aufseher auf uns zu und trennte uns, gab uns dabei massiv zu verstehen, dass solche Gesten an einem solch "heiligen Ort" nicht erlaubt sind.
Wenig später kamen wir zur jüdischen Klagemauer. Dort passierte uns selbst zwar nichts, aber wir sahen, dass der jüdische Glauben - der die Gleichberechtigung der Frau proklamiert - den Bereich der Klagemauer fein säuberlich aufteilt. Zwei Drittel für die Männer, ein Drittel für die Frauen - sauber getrennt - durch einen Zaun. Das fatale daran. Fast alle Kinder waren auf der Frauenseite. Die Männer hatten Platz für Ihre Klagen und nicken stumm versunken in ihren Gebeten. Die Frauen mussten sich beschränken, auf die Kinder aufpassen, bewegten sich wie Bienen im Stock.
Als wir dann die Grabeskirche besichtigten und gerade in ihr waren, hörten wir einen Aufmarsch, als würde eine Armee erscheinen. Wir gingen zum Tor, es kamen uns etwa 30 junge Mönche entgegen. Jeder hatte in der rechten Hand einen Stab, wie eine Lanze und schlug diesen bei jedem Schritt auf den Steinboden, der vibrierte wie vor einem Kampf,- um den Gegner einzuschüchtern.
Später gingen wir dann in die Altstadt. Wir suchten nach einer Erfrischung. Während wir in einer der engen Gassen standen und uns umschauten, kam uns eine christliche Prozession entgegen. Die Pilger sangen im Chor, waren verzückt, übersahen das Blut auf den Steinen, das aus der Handkarre rann, auf die jemand, aus dem ersten Stock, Schlachtabfälle warf.
Quo vadis, Jerusalem - dachte ich nur - aus Dir rinnt das Blut der Jahrtausende.
Einige Tage später fuhr ich dann noch einmal allein nach Jerusalem, um meinem Herzen und nicht den Wegweisern der Touristik zu folgen. Ich schlenderte durch die Stadt, sah, dass in ihr Eschen wachsen. Ungewöhnlich, dachte ich, für die trockene Gegend. Außergewöhnlich, weil die Esche bei den alten Germanen der Weltenbaum ist, der das Leben der Welt erhält. Ich verließ den inneren Ring der Stadtmauer, ging über den Friedhof auf die Seite des Kidron Tals zum Garten Gethsemane. In ihm steht eine russisch-orthodoxe Kirche, die Maria Magdalena gewidmet ist. Es war Mittag, die Sonne schien warm vom Aprilhimmel. Ich ging in den Garten, weit nach hinten, dort wo ich Ruhe fand. Ich entdeckte eine Bank an einer Mauer. Auf ihr lag eine grobe Wolldecke. Niemand war da. Ich nahm die Decke, breitete sie unter einem Baum aus, legte mich auf den Rücken. Müde schloss ich die Augen und träumte vor mich hin. Als ich sie wieder öffnete und in den Himmel sah, beugte ich meinen Kopf leicht zurück und war überwältigt. Der Stamm des schlanken Baumes teilte sich in zwei Äste und er sah bei Gott nicht aus wie ein Baum. Es war das vollkommene Bild einer Frau, die mit dem Kopf in der Erde steckte und deren gespreizte Beine in den Himmel ragten. Wie eine Explosion stieg ein Gefühl in mir auf, ein Gefühl, das mich in aller Tiefe empfinden ließ, was mit den Frauen geschieht, die nicht denken durften und dürfen und als Objekt ... gesehen werden. Ich weinte, meine Tränen flossen, ich empfand das Leid der Frauen und war wütend - auf uns Männer.
Fassungslos ging ich zurück. Als ich auf den Hof der Kirche von Maria Magdalena kam, und herübersah nach Jerusalem, entdeckte ich in der Stadtmauer ein vermauertes Tor. Das goldene Tor, schoss es mir durch den Kopf und ich erinnerte mich an die Legende, die besagt, dass es geöffnet wird, wenn Jesus zurückkehrt und dort hindurch schreiten wird. Und ich dachte: Ja, aber nicht alleine, sondern mit seiner Frau an seiner Seite.
Mittlerweile haben wir wieder Krieg, nicht nur in Jerusalem, und die Visionen des Johannes scheinen weiter entfernt als jemals zuvor. Krieg haben wir, weil sich Männer, die ihre weibliche Seite nicht anerkennen wollen, gegenseitig bekämpfen und ihren männlichen Gott (ihre vermeintliche Männlichkeit) über den Gott der anderen Männer stellen und ihre Augen vor dem Mitgefühl verschließen - und Leben vernichten.
Ob der Baum noch immer mit dem Kopf in der Erde steckt, oder mittlerweile abgesägt wurde, weiß ich nicht. Aber ich weiß, dass die Lösung des Konfliktes in Jerusalem, nur über die Lösung des größten Konfliktes der Menschheit zu erzielen ist, nämlich dann, wenn Mann und Frau sich an die Hand fassen und gemeinsam durch das goldene Tor schreiten, und die Stadt der Städte eine Stadt für Menschen wird, die sich gegenseitig unterstützen und aufhören ein „Spiriduell“ zu Gunsten einer männlichen Gottesprojektion zu führen, wie auch immer sie aussehen mag.
Quo vadis, Jerusalem - zum Licht, oder in die Finsternis?
Aus christlicher Sicht könnte man die Fragen stellen.
Wird Jesus eines Tages durch das goldene Tor schreiten? Wird Licht sein, weil sich die Pole vereinigen, so wie das Licht in der Sonne entsteht, in der sich alles vereinigt? Wird Jesus einer von uns sein, dessen göttlicher Glanz nicht über uns und andere strahlt, sondern mit uns? Wird er einer wie wir sein, ein Lebender, der sich mit seiner Frau vereinigt und Kinder hat, so wie es die Liebe vorgesehen hat und wird dann Frieden sein zwischen den Göttern der Antike.
Und welche Fragen könnten auf Seiten des jüdischen und des moslemischen Glaubens gestellt werden?
Jerusalem geht uns alle an, denn dort ist der "Herrgott" der Verfechter einer alten Stadt, mit der wir untergehen, wenn wir nicht aufpassen! Eine neue Stadt kann man auf den Trümmern der Vergangenheit aufbauen. Leben kann man aber nur in ihr, wenn Sie den Bedürfnissen aller gerecht wird - und das Licht der Liebe in ihr scheint, weil sie ihr Herz wiedergefunden hat. Sollen wir es gemeinsam suchen, oder uns weiter bekämpfen?
27. Juli 2024
Das Leben begreifen wir nicht, wenn wir anfangen nach übermorgen zu schauen und meinen, dass es uns besser geht, wenn wir darauf warten, dass andere unsere Zukunft in die Hand nehmen.
Es ist 5 vor 12 auf der Welt Uhr und die ewig Gestrigen, die modernen Rückwärtsgewandten, versuchen den Zeiger anzuhalten. Nichts anderes machen die Demagogen und Populisten, die bis auf wenige Ausnahmen, allesamt Männer sind. Ob im Westen, Osten oder Süden, überall zeigt sich das gleiche Bild. Die Zeit steht still oder man versucht sie zurückzudrehen. Diejenigen die Angst vor der Selbstbestimmung ihrer Zukunft haben, schließen sich ihnen an, ohne nachzudenken.
Aber das erfasst es nicht ganz. Auf diejenigen Bürger zu schimpfen, die eine Protesthaltung zeigen und sie und ihre Populisten dafür verantwortlich zu machen, stellt die Problematik zu einfach dar. Das ist schwarz/weiß Malerei. Die Frustration der Bürger hat Ihre Gründe. Einer der Gründe ist die Unehrlichkeit der an der Macht sitzenden.
Nehmen wir das Beispiel "Corona"! Was in den Jahren ab 2020 in Bezug auf Corona geschehen ist, gehört gründlich aufgearbeitet, mit entsprechenden Konsequenzen. Pro Bundesbürger wurden, nach meinem Kenntnisstand, von den zuständigen Ministern je 67 Masken und je 10 Impfdosen bestellt! Man fragt sich, ob ein Taschenrechner in den Ministerien greifbar war und wenn nicht, ob die Verantwortlichen in der Schule aufgepasst haben. Im Falle von Jens Spahn muss es wohl so gewesen sein, denn er konnte während der Pandemie ausrechnen, dass er zusammen mit seinem Mann im Jahr 2020, eine Stadtvilla in Berlin für ca. 4 Millionen Euro finanzieren konnte!
Die Minister sind nach wie vor in der Politik tätig. Sie werden weiterhin großzügig entlohnt, von den Bürgern, denen sie das Geld durch unverantwortliches Handeln aus der Tasche gezogen haben! Warum ist das so? Wenn ein Einkäufer in einem Industrieunternehmen weit über den Bedarf hinaus Ware einkauft und hohe Verluste erzeugt, was geschieht mit einem solchen Unternehmen, wenn keine Konsequenzen erfolgen? Die frustrierten Mitarbeiten kündigen innerlich und das Unternehmen geht den Bach runter. Wer erklärt mir, dass das in der Politik anders sein soll?
Was wir brauchen, ist: Ehrlichkeit, Transparenz und die Beteiligung der Bürger an den wirklichen Entscheidungsprozessen und es müssen Konsequenzen erfolgen.
Solange dies nicht geschieht, wird die moderne Rückwärtsgewandtheit die Zeit zum Stillstand bringen. Dann wird man denen glauben, die sagen, die anderen Lügen, und man wird die populistischen Lügen wiederum als Wahrheit annehmen. Ein teuflischer Kreislauf, der in seiner Wirkung in ein Zeitalter der Feindseligkeit führt, in eine Zeit, die nach Bürgerkrieg schreit, so wie wir es im Moment in Amerika erleben.
Was muss also geschehen. Es ist einfach und doch unendlich schwer. Wir müssen den Zeiger auf die neue Zeit vorstellen! Wir müssen aufstehen, uns zu Wort melden. Wir müssen anprangern was schiefläuft. Wir müssen die Verantwortung selbst übernehmen, als mündige Bürger handeln! Mehr braucht es nicht, aber auch nicht weniger!
Es ist 5 vor 12. Die Geschichte aufhalten geht nicht, auch wenn mancher davon träumt. Was sich nicht anpasst, wird angepasst. Das ist der Gang der Geschichte.
04. Januar 2024
Täglich kann man es erleben. Vielleicht geht man darüber hinweg, vielleicht ärgert man sich, wehrt sich oder man geht frustriert und womöglich deprimiert nach Hause und denkt, in welcher Welt leben wir, was ist nur mit den Menschen los?
Unser Zusammenleben entsteht durch den Austausch von Gedanken und Gefühlen, wir finden einen Konsens oder auch nicht, wir erleben Empathie oder Momente der Ablehnung. Jedweder Kontakt ist davon geprägt, ob es einen gegenseitigen Respekt gibt oder nicht. Fühlt man sich vom anderen nicht respektiert, gerät man schnell in eine ablehnende Haltung, die den anderen ebenfalls nicht respektiert und schon sind kleinere, aber auch größere Konflikte, sogar Kriege vorprogrammiert.
Respekt ist der Urgrund, auf dem unser Zusammenleben aufbaut. Ohne Respekt gibt es keine Möglichkeit etwas Gemeinsames zu erschaffen. Respekt hat ursächlich etwas damit zu tun, welche Kräfte zwischen den Gesprächspartnern herrschen, ob man sich auf Augenhöhe begegnet oder nicht. Stellt sich der eine über den anderen oder unterwirft er sich, geht die gleiche Augenhöhe verloren, die wirkliche Kommunikation bricht ab und die Möglichkeit, etwas Gemeinsames zu erschaffen, verschwindet.
Die Seele ist etwas sehr empfindliches und alle Menschen tragen Verletzungen mit sich, durch Eltern, Geschwister, Schulfreunde, Arbeitskollegen und viele andere Menschen. Natürlich wäre es ideal eine Gesellschaft zu erschaffen, in der es keine Verletzungen gibt, aber jeder weiß, dass das eine Illusion ist, so wie es eine Illusion wäre, alle Menschen körperlich gleich machen zu wollen.
Jeder Mensch hat sein Päckchen zu tragen, wie es so schön heißt. Es stellt sich also die Frage, wie man es schaffen kann, sich trotz der Unterschiede auf gleicher Augenhöhe und mit Respekt zu begegnen?
Wenn ich mir die vielen Begegnungen in meinem Leben anschaue, die nicht von Respekt geprägt waren, stellt sich mir die Frage, warum das so ist. Eindeutig ist es zum Beispiel in folgendem Fall. Wenn mir am Flughafen im Gedränge mein Geld gestohlen wird, werde ich dem Dieb nicht mit Respekt begegnen, denn er hat meine Grenzen, mein Eigentum, nicht respektiert.
Aber wie ist es im täglichen Miteinander bei der Begegnung vor der Bäckertür am Morgen, in der Schule, in der Warteschlange vorm Kinoschalter, beim Gespräch mit dem Lehrer, dem Vorgesetzten, beim Abendessen in der Familie oder bei der Eröffnung einer zweiten Supermarktkasse, was oft genug ein sehr eindrückliches Beispiel für Respektlosigkeit ist!
Sieht man sich diese Begegnungen an, haben Sie alle ein zugrunde liegendes Muster. Es geht um die eigene Stellung innerhalb der Gemeinschaft, um die Augenhöhe oder um das Drüber- oder Drunterstellen. Und hier kommt die Frage ins Spiel, wie sich ein jeder selbst beurteilt und wie man die eigene Stellung im System wahrnimmt.
Es fängt schon in der Familie an, bei der Stellung gegenüber den Eltern und den Geschwistern. Stellt sich eine Person über die andere ist die Höhe des gegenseitigen Respekts verschoben. Derjenige, der sich nicht respektiert fühlt, wird entweder anfangen für den Respekt zu kämpfen oder es aufgeben.
Nach Außen gerichtet entsteht dann ein aggressives oder repressives Verhalten, es wird versucht zu manipulieren oder durch Suggestion den anderen dazu zu bewegen das zu tun, was man will oder man mobbt den anderen, um den entsprechenden Respekt zu erlangen.
Ist das Selbst zu schwach, um sich Respekt zu verschaffen, entzieht man sich der Respektlosigkeit auf anderem Wege. Man geht vielleicht in die Isolation, um nicht mehr verletzt zu werden. Man redet sich ein, über dem anderen zu stehen, in dem man sich innere Welten schafft, zu denen sonst niemand Zutritt bekommt. Oder man geht in die Regression, wird wieder zum Kind, das keine Verantwortung übernimmt. Sehr schwierig wird es, wenn man depressiv wird oder sich selbst gegenüber aggressiv, was bis zum Selbstmord führen kann, der schwersten Form der Autoaggression.
Die Waage des Respekts muss also ständig im Ausgleich gehalten werden. Doch wie geht das?
Nach außen hin sieht es so aus, als ob sich jemand, der sich respektlos verhält, einfach nur über eine andere Person stellt, diese nicht wahrnimmt, sozusagen durch Gleichgültigkeit oder durch gezielten Willen den anderen unterdrückt oder ablehnt. Doch das ist meiner Meinung nach nur das, was man vordergründig sieht. Ich denke, dass man weitergehen muss, um die wirklichen Ursachen für ein respektloses Verhalten zu sehen.
Zu Anfang hatte ich geschrieben: „Respektlosigkeit beginnt immer dort, wo die eigene Seele aufhört.“ Was bedeutet dieser einfache Satz?
Wenn eine Person sich selbst, bewusst oder unbewusst, als nicht stark genug wahrnimmt, versucht sie diesen Mangel zu kompensieren. Es wird zum Beispiel Materie angehäuft, um sich Macht zu verleihen oder es wird versucht eine geistige Überlegenheit zu kreieren.
Jeder hat sein eigenes Level des Selbstwertes in sich, je nachdem, wie er oder sie sich fühlt. Geht es einem gut und fühlt man sich stark, ist auch die Möglichkeit andere zu respektieren entsprechend groß. Fühlt man sich schwach und klein, können schon die kleinsten Nadelstiche zum Platzen des unter Spannung stehenden Egoballons führen.
Mit anderen Worten. Je kleiner das Ichbewusstsein ist, desto weniger Möglichkeiten besitzt der Mensch andere zu respektieren. Der Respekt verschwindet, da die Seele sich zurückzieht auf ihre eigene kleinere Position. Respektlos wird man immer dann, wenn die eigene Seele verletzt ist oder verletzt wird, wenn ihre Grenzen erreicht werden. Dann vermischt sich der Selbstrespekt mit dem Respekt dem anderen gegenüber. Im Extremfall hat das den eigenen Tod oder den Tod des anderen zur Folge, was man an Kriegen und im noch größeren Rahmen an Genoziden sieht.
Respektlose Menschen sind also in erster Linie Menschen, die versuchen ihr Ego durch Respektlosigkeit zu erhöhen. Dieses betrifft jeden einzelnen Menschen, aber auch Familien, Gemeinschaften, ja sogar ganze Völker.
Hier wäre es interessant, sich einmal anzuschauen, wie die religiösen und ideologischen Strukturen von Volksgemeinschaften beschaffen sind. Wie wirken sich der Kommunismus, Sozialismus, der Kapitalismus oder Diktaturen auf die Gemeinschaft aus? Welche Auswirkungen haben die Religionen auf das Selbstwertgefühl der Menschen und die Gemeinschaft. Was geschieht, zum Beispiel, mit dem Selbstwertgefühl, wenn der Einzelne beständig und an jedem Ort per Kamera überwacht wird? Wie wird sich ein Social Scoring, wie es in China bereits praktiziert wird, auf das Selbstwertgefühl des Einzelnen und damit auch auf die Gemeinschaft auswirken?
Ich denke, dass in der gemeinsamen Beantwortung dieser Fragen der Schlüssel für ein gesundes Miteinander liegt, vor allen Dingen in Bezug auf die kommenden Generationen.
Wie fühlt man sich heute als Palästinenser? Wie fühlt man sich als Jude, als Christ, als Hindu als Buddhist? Wie fühlt man sich als Europäer, als Russe oder Ukrainer, als Afrikaner, als Südamerikaner, als Inder, Chinese, als Amerikaner, oder Australier, als Polynesier?
Respekt und Respektlosigkeit entstehen in jedem Einzelnen. Ist das Leben in der Gemeinschaft dem gegenseitigen Respekt und der Anerkennung des anderen förderlich oder nicht? Das ist die Frage!
Fühlt sich der Mensch schwach, ist er in den meisten Fällen intolerant und respektlos. Aus diesem Teufelskreis gibt es kein Entrinnen, es sein denn, man tritt aus ihm heraus, versteht ihn und ändert seine Einstellung, versucht sich selbst zu lieben und zu respektieren.
Solange der Einzelne und die Gesellschaft in der Gesamtheit diesen Zusammenhang nicht verstehen, wird es kein Entrinnen geben aus der Spirale von Gewalt und Unterdrückung, Krieg und Tod.
11. November 2023
Neben den vielen regionalen Konflikten auf der Welt, wird unser tägliches Leben in Europa von zwei Themen beherrscht. Sie betreffen jeden. Es ist die Gewalt der Kriege, die unser Leben verändert.
Das Wort Krieg ist in der deutschen Sprache verbunden mit dem Wort „kriegen“. Sehen wir uns die Aggressoren an, die Krieg führen, scheint leicht erkennbar zu sein, was das „kriegen wollen“ für einen Grund hat. So ist es im Falle des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine. Russland, oder zumindest die russische Staatsführung will mehr Land, mehr Macht, mehr Einfluss haben. Dies ist leicht zu verurteilen, weil sich eindeutig zeigt, wer der Aggressor ist. Das wird zur Folge haben, dass der sicherlich lange dauernde Krieg irgendwann ein Ende findet und ein Leben ohne das „Kriegen wollen“ wieder aufgebaut werden kann, für die Ukraine, aber auch für Russland.
Im Falle des Krieges in Palästina ist die Sachlage nicht so einfach. Entsprechend schwierig ist die öffentliche Diskussion darüber. Gegenseitige Schuldzuweisungen führen zu Diskussionen weltweit. Das heißt, dass dieser Konflikt weit über die Grenzen hinaus in andere Länder getragen wird, mit den entsprechenden Folgen.
In der Ukraine liegen die grundsätzlichen territorialen Gegebenheiten auf der Hand, es sei den man will durch die Jahrhunderte zurück gehen, um daraus irgendwelche abwegigen Ansprüche zu generieren. In Palästina liegen die Dinge anders. Hier werden die unklaren territorialen Ansprüche überlagert von ideologisch-religiös begründeten Ansprüchen. Man muss sich nur die Stadt Jerusalem ansehen, den Bereich der Altstadt, der von verschiedenen Seiten als Heiligtum angesehene kleine Flecken Erde.
Geht man aber tiefer in die psychologischen Schichten der Konflikte sind sie beide, so wie alle kriegerischen Konflikte, der Ausdruck von intensiven Emotionen. Der Mensch fühlt, dass er nicht ganz ist. Seine Grenzen nach Außen sind notwendig, um eine Einheit zu bilden und sich zu erhalten, gleichzeitig müssen sie durchlässig sein, um sich mit der Energie der Umgebung zu verbinden. Dies sieht man zum Beispiel im Bereich des Aufnehmens von Nahrung und der daraus bestehenden Möglichkeit diese Energiezufuhr in menschliches Handeln umzusetzen. Genauso durchlässig wie der Körper für die Energie der Nahrung sein muss, genauso durchlässig muss auch der Geist sein bei der Aufnahme von geistiger Nahrung. Mit anderen Worten. Wir müssen Grenzen ziehen, um uns als Einheit zu begreifen, aber gleichzeitig auch durchlässig sein, um geistige Nahrung in uns aufzunehmen und unser eigenes Leben an die Zukunft anpassen zu können. Es ist also ein Grundkonflikt in jedem Menschen vorhanden, der sagt: „Was will ich in mich aufnehmen, was will ich von mir weisen. Welche körperliche und geistige Nahrung tut mir gut, welche tut mir nicht gut?“
Wir müssen uns also verbinden, denn der Mensch ist als einzelnes Individuum nicht lebensfähig. Er braucht die Verbindung zum anderen und zur Natur. Das heißt, dass beständig Energie fließen muss, um leben zu können und eine Entwicklung zur Ganzheit zu vollziehen. Und aus dieser Mangelsituation heraus wird gehandelt, entsteht der Gedanke, etwas kriegen zu müssen, um ganz zu werden.
Die Kriege, die wir jetzt erleben, sind, wie alle Kriege davor, der Ausdruck dessen, dass Menschen ihre Mangelsituation ausgleichen wollen, um ganz zu werden. Ist der Mangel sehr groß, entsteht ein innerer Drang diesen zu befriedigen. Man kennt das, wenn man starken Hunger hat. Nun stellt sich die Frage, wonach die Menschen hungern, die Kriege beginnen? Ist es einerseits der reale Hunger nach Nahrung, nach Freiheit, nach Raum der eigenen Entfaltung, nach all dem, was ein glückliches Leben ausmacht, oder ist es ein psychologischer Hunger, der entweder von Innen kommt oder womöglich auch durch äußere Umstände geschürt wird?
Im Falle des russischen Angriffskrieges kann man sicherlich sagen, dass der gefühlte Mangel des Aggressors nicht ein realer Mangel ist. Russland ist das größte Land der Erde mit sehr großen Ressourcen und ungenutztem menschlichem Potenzial. Der gefühlte Mangel ist also nicht real, sondern ein anderer. Es ist der Mangel, die Individualität des Einzelnen anzuerkennen und in emotionaler Ausgeglichenheit miteinander zu leben. Es ist das Aberkennen der persönlichen Entwicklungsmöglichkeiten, das Aberkennen der Freiheit des anderen. Das hat in Russland Tradition. Die gesellschaftlichen ideologischen Werte sind dort nicht von einem liebevollen Miteinander geprägt, sondern von einem Denkschema des Beherrschens und Unterwerfens. An der Spitze steht der „Zar“, der alle unterwirft, es folgen die Lakaien. Übrig bleiben die kleinen Leute, deren gebückte Rücken, diejenigen tragen, die über Ihnen stehen. In diesem System ist der Einzelne als Individuum nicht vorgesehen. Das heißt, dass alle von Kindesbein an versuchen in dem System nach oben zu kommen, um den Mangel der eigenen Person mit Hilfe von Macht auszugleichen. Macht über den anderen ausüben zu können ist die angestrebte Maxime. Das ist das Futter, das dem Volk hingeworfen wird und es ist der Treibstoff für die Korruption. Solange diese Macht stark genug ist, kann das System existieren. Das dabei entstehende Leid wird einfach hingenommen oder übersehen. Dieses funktioniert seit Jahrhunderten, ist aber durch die Demokratisierung der Information in den letzten Jahren an seine Grenzen gekommen. Die Macht der Führer begann zu bröckeln, was wiederum zu den bekannten Repressionen und amoralischen Auswüchsen führte, wie man an der Vergiftung und der Inhaftierung von Alexej Nawalny eindrucksvoll sieht. Sieht man sich die weitere Entwicklung an, ist der russische Angriffskrieg die logische Fortführung der Ideologie der Repression. Durch den Krieg wird dem eigenen Volk gezeigt, was es zu erwarten hat, wenn es sich nicht fügt, gleichzeitig wird es verführt dazu, mit der Gutheißung des Krieges das System der Beherrschung zu befürworten und die eigene Unterdrückung hinzunehmen, im Sinne der Schaffung eines größeren Ganzen, einem Großrussland, was wiederum psychologisch gesehen, den Druck vom Einzelnen nehmen soll, unbedeutend zu sein. Was kann dieses Handeln stoppen, mal abgesehen davon, dass die Ukraine mit Hilfe der freien Staatengemeinschaft sich gegen die Aggression verteidigt?
Hier sollte man wieder auf das Innere des Einzelnen sehen. Der gefühlte Mangel muss dem einzelnen Menschen bewusstwerden und er muss auf andere Weise materiell, geistig und emotional befriedigt werden. Es muss dem Einzelnen klar werden, dass der Mangel existiert, weil er zum Leben dazu gehört, da das Leben immer nur durch den Ausgleich von Energiemangel weitergeführt werden kann. Hunger muss gestillt werden, Kälte muss durch Wärme ausgeglichen werden, räumliche, emotionale und geistige Enge durch Freiheit und so weiter und so fort. Das heißt, dass in jeder Gesellschaft der Einzelne seinen Freiraum benötigt, er oder sie aber diesen Raum nicht so vergrößern dürfen, dass andere dadurch in Mitleidenschaft gezogen werden. Dazu ist es notwendig sich darüber im Klaren zu werden, was die wirklichen Bedürfnisse sind. Was heißt es, Mensch zu sein? Was ist sein Kern, was braucht man um körperlich, geistig und emotional ganz zu werden?
Solange eine Gesellschaft diese Fragen nicht diskutiert und individualisiert und bei der Entwicklung des Einzelnen in den Vordergrund stellt, solange wird ein hierarchisch gestaltetes System der Unterdrückung weiter existieren, mit allen unsagbar negativen Folgen für die Menschen, Tiere, Pflanzen und die Umwelt.
Der russische Angriffskrieg ist ein Krieg im Inneren eines jeden, der sich mit diesen Fragen nicht auseinandersetzen will. Er ist der Ausdruck der zerrissenen Seelen, die ihre Ganzwerdung nur im Beherrschen von anderen sehen und sich dabei selbst nicht wahrnehmen.
Wie sieht es nun in Palästina aus? Welche Beweggründe gibt es dort? Warum herrscht Krieg? Warum ist die Region insgesamt voller Konflikte?
In Jerusalem zeigt sich, wie bereits gesagt, ein Bild von Zerrissenheit. Juden, Christen und Moslems stehen sich feindlich gegenüber, kämpfen um ihren Raum, um ihre Vorherrschaft. Auch hier ist der gefühlte Mangel, oder auch das geschürte Mangelgefühl der Urgrund der Konflikte. Abgrenzungen und Unterdrückungen sind seit Jahrhunderten vorhanden, der einzelne Mensch ist eingebettet in ein System des Beherrschens, um den eigenen Mangel und damit den Mangel der Gruppe, der Gemeinschaft, auszugleichen. Die Abgrenzung vom anderen ist das perfekte System, um sich nicht mit dem wirklichen Mangel im eigenen Selbst auseinander zu setzen. Ideologien, Weltanschauungen und Religionen werden geschaffen, um dieses System aufrechtzuerhalten und durch die eigene Abgrenzung und die Ausgrenzung des anderen, das eigene Ich so weit zu stabilisieren, dass es lebensfähig bleibt. Es fängt ganz profan mit dem Lebensraum und der Möglichkeit Nahrung zu produzieren an, und es geht weiter über die Schaffung einer Sphäre geistiger und emotionaler Überlegenheit, die dem anderen abspricht, das eigene Leben in Frieden und mit den gleichen Rechten gestalten und leben zu dürfen.
Im Prinzip sind beide Kriege auf dem gleichen System aufgebaut. Es ist das System der Beherrschung des anderen, um sich selbst zu erlösen vom gefühlten Mangel des eigenen Ichs. Solange dieses nicht als Urgrund der Konflikte gesehen wird und gemeinsam versucht wird, in Anerkennung des Lebensrechts des anderen die Probleme gemeinsam zu lösen, wird es keine Lösung der Konflikte geben. Alle politischen Versuche und alle Versuche das Problem mit Gewalt zu lösen sind zum Scheitern verurteilt. Diese Maßnahmen schaffen vielleicht für einige Zeit etwas Ruhe, aber es wird weitergehen mit den Konflikten, solange Menschen leben und ihren gefühlten Mangel nicht aus sich heraus, sondern durch das Kriegen lösen wollen.
Der russische Angriffskrieg, wird, wie Eingangs beschrieben, irgendwann sein Ende finden. Damit ist der Krieg im Inneren der Menschen jedoch nicht vorbei. Die Nachwirkungen auf beiden Seiten werden immens sein und solange die Gesellschaft in Russland nicht auf die individuellen Entwicklungsmöglichkeiten des Einzelnen eingeht, wird dieses im Inneren und vielleicht auch im Äußeren weitergetragen. Der Konflikt wird also weiter schwelen, die Auswirkungen auf die Weltgemeinschaft werden weiter fortgeführt, aber das Ganze wird im Wesentlichen territorial begrenzt sein.
Der Krieg in Palästina hat eine andere Dimension, denn er zeigt einen globalen Konflikt, der zunächst lokal aber unter Umständen auch global ausgetragen wird. Eingangs hatte ich geschrieben.
„So mancher baut sich seine eigene Welt und vergisst dabei, dass sie für andere unbewohnbar wird.“
Der Konflikt in Palästina ist kein territorialer Krieg, der aus dem „kriegen wollen“ einer einzelnen Macht entsteht. Er zeigt, dass die Welt in einem Konflikt womöglich über Generationen hinaus festsitzt, solange sich Ideologien über das Selbst stellen und dem Individuum das Recht aberkennen, sich selbst zu finden. Dies ist dann eine Welt, in der jeder gegen jeden kämpft, um nicht nur die territoriale, sondern auch die moralische Oberhand zu erlangen.
Solange dies nicht erkannt wird vom Einzelnen, werden die Konflikte weitergehen, ohne Ende, so wie es schon seit Jahrtausenden immer und immer wieder geschieht.
Letztlich läuft alles auf einen einzigen Punkt hinaus. Die Welt ist nur bewohnbar, wenn wir sie für alle bauen, für und nicht gegen die Gemeinschaft und das Leben. Mehr braucht es nicht, es ist eigentlich ganz einfach und doch so unendlich schwer.
28. Mai 2022
Freiheit ist der Punkt, über den man hinwegsteigen muss, in ein Leben voller Ungewissheiten! Alles andere führt in die Unfreiheit.
Unsere Welt wird beherrscht von Konflikten, die unlösbar erscheinen. Die Wissenschaften und Politik, die Philosophie, die Psychologie und unzählige andere Fachrichtungen zerbrechen sich die Köpfe, wie die Konflikte gelöst werden können, doch man findet keine wirklichen Antworten.
Bricht man die Dinge herunter, auf den Kern des Problems, kommt man immer wieder an den gleichen Punkt. Es sind nicht die äußeren Umstände, die die Konflikte beherrschen, sondern die Inneren, die die Konflikte verursachen. Sieht man sich die Diktatoren der Vergangenheit und der jetzigen Zeit an, kommt man immer wieder zu der Erkenntnis, dass alles seinen Anfang nimmt, im Inneren der Person die Macht hat, und die diese Macht missbraucht. Aber warum geschieht es?
Geboren werden wir alle in Freiheit und gleichzeitig in Unfreiheit. Als Kind werden uns Grenzen gesetzt, durch die sozialen Umstände, in denen wir leben, durch die Materie, die uns umgibt und durch die Vorstellungen, die die Älteren und später auch die Gleichaltrigen und die Jüngeren von sich selbst, der Welt und vom Kosmos haben. In der Bibel, die über Jahrhunderte in Europa das Maß aller Dinge war, wird vom Sündenfall gesprochen, von der Freiheit, die der Mensch sich nehmen wollte.
Freiheit ist ein Kampf der Emanzipation von Vorschriften, die uns auferlegt sind, aber vor allen Dingen auch von den Vorschriften, die wir uns selbst auferlegen. Wenn wir als Kind nicht das Glück haben, mit Menschen zusammen zu leben, die unsere innere Freiheit fördern, indem sie uns zeigen, dass wir unsere eigenen Grenzen ziehen können und müssen und unsere Grenzen auch nicht überschreiten dürfen, wird es schwer, frei zu werden, aber es kann dennoch gelingen.
Letztlich ist die Unfreiheit immer der Versuch, sich selber nicht wirklich kennen zu lernen und den Bildern und Vorschriften von Ideologien, von Glaubenssystemen zu folgen, und damit sich selber von der Freiheit zu trennen, in dem Irrglauben sie damit beherrschen zu können.
Ein Baum ist frei, in den Gegebenheiten, in denen er aufwächst. Raum und Bodenbeschaffenheit, Licht und Schatten, Wasser und die Verflechtung mit anderen Pflanzen und Tieren, schaffen seinen Kosmos in dessen Gesetzen er sich entwickeln kann. Er lebt aus sich heraus, zieht seine Grenzen und bekommt seine Grenzen. Aber er würde nie auf den Gedanken kommen über sich hinaus zu wachsen und sein Sein zu ändern. Eine Eiche bleibt eine Eiche, eine Buche eine Buche. Eine Eiche kann unter optimalen Bedingungen optimal gedeihen und sehr groß und sehr alt werden, sie würde aber nie auf den Gedanken kommen, sich über andere zu stellen und einen Wald zu überwuchern. Sie konzentriert sich auf ihren Kern, sie selber zu sein.
Nun kann man sagen, eine Eiche hat kein Bewusstsein, kann ja nicht vom Baum der Erkenntnis essen, um sich getrennt von sich selber oder von anderen zu erleben. Das ist richtig, aber ist das ein Mangel, hat das für uns irgendeine Bedeutung, oder anders gesagt, können wir aus der Tatsache etwas lernen?
Ich denke ja, denn eines hat die Eiche uns voraus. Sie ist so sie selber, dass sie niemand anders sein braucht und auch nicht so tun muss, dass sie jemand anders ist. Sie braucht sich nicht zu täuschen und sie braucht auch niemanden anderen täuschen. Doch was machen wir?
Zu Beginn hatte ich geschrieben: „Freiheit ist der Punkt, über den man hinwegsteigen muss, in ein Leben voller Ungewissheiten! Alles andere führt in die Unfreiheit.“
Anders als die Eiche, haben wir keinen festen Standort, an dem wir interagieren mit relativ festgelegten Nachbarn, sondern wir sind mobil und können uns in unserem Rahmen aussuchen, wo wir leben wollen und wen wir als Nachbarn wünschen oder zulassen. Doch wo ist der Unterschied zur Eiche. Nur weil wir mobil sind, sind die Gesetze der Natur nicht aufgehoben. Wenn wir uns nicht in den Kreislauf des Lebens einfügen, haben wir, egal wie mobil wir sind, unseren Platz nicht gefunden und wenn wir anfangen andere zu überwuchern, in dem wir ihnen den Raum zum Leben nehmen, wie es bei einem Krieg geschieht, haben wir die Gesetze des Lebens nicht verstanden.
Welches Motiv könnte ein Baum haben, andere überwuchern zu wollen?
Ich denke es gibt nur eines. Er würde Angst haben, dass andere ihn überwuchern, weil er sich eigentlich klein und schwach fühlt und deshalb den anderen zuvorkommen will.
Und ich denke, dass es genauso mit Menschen ist, die sich so verhalten. Ob sie dafür als Rechtfertigung eine Religion oder Ideologie nutzen, oder welche Art von Macht sie ausüben, ist egal. Es kommt immer wieder auf den einen Punkt an, über den sie hinwegsteigen müssen. Sie müssen die Angst vor der Ungewissheit überwinden und trotzdem bei sich selber bleiben, ihr eigenes Leben leben, aber nicht das der anderen überwuchern, ihren Standpunkt finden, ohne andere zu unterdrücken, sich einreihen in das Leben und das Leben in seiner Gesamtheit wachsen lassen.
Freiheit ist die Kraft, sich selber wachsen zu lassen, ohne anderes Leben zu zerstören.
Alle Freiheit, die dies nicht berücksichtigt, führt in die Sklaverei des eigenen Ichs, oder anders ausgedrückt, in die Versklavung des anderen.
09. Mai 2022
Mit jedem Kriegstoten wächst die Angst, sich nicht verteidigen zu dürfen.
Wer einmal in die Situation gekommen, nicht mehr weiter zu wissen, weil die Umstände zu übermächtig werden, gibt auf. Das ist tagtäglich zu sehen auf den Palliativ Stationen eines jeden Krankenhauses, oder in einem Hospiz. Leben zu wollen, ist der Urbaustein der das Leben erhält, es ist der Lebenswille, ist er gebrochen, ist das Leben hinfällig und stirbt.
Die Ukraine ist zurzeit ein Patient, der eine, von außen verursachte, schwerwiegende Krankheit erleidet, viele tiefe Verletzungen erfährt, dem schon Körperteile amputiert wurden und der um sein Leben kämpft. Vorher war die Ukraine selbst gesund und ihr könnte es gut gehen, wenn Sie nicht durch die russischen Angriffe krank gemacht würde.
Sich hinzustellen und zu sagen, lass uns die Ukraine in eine geschlossene Isolierstation verlegen, abschotten und sterben, damit das aggressive Virus nicht noch andere Personen befällt, ist feige und falsch.
Die Erde kann nur gesund werden, wenn die Gesellschaften auf ihr es mittragen, dass sie gesund ist. Eigennützige Interessen, die dem zuwiderlaufen, müssen erkannt, benannt und auch notfalls bekämpft werden.
Die ukrainische Gesellschaft war, wie so viele Gesellschaften, sicherlich nicht perfekt, aber sie ist auf dem Weg dorthin. Sie ist für sich selbst verantwortlich, aber sie trägt auch Verantwortung für andere, denn nichts anderes ist es, wenn sie mit ihrer ertragreichen Landwirtschaft für die Ernährung von Millionen von Menschen eine Garantie darstellt. Sie ist die Kornkammer Europas, wie man so schön sagt.
Die Ukraine auf die Isolierstation zu legen, aus Angst vor der Diktatur der Unmenschlichkeit ist falsch. Das zeugt von der Angst sich nicht verteidigen zu können und zu dürfen, die möglicherweise hinter einem unechten Pazifismus steht.
Und der Ukraine in ihrem Krieg für die Freiheit nicht beizustehen ist eigentlich eine Beihilfe zu einem verdeckten Vielvölkermord, denn es geht nicht nur um die Ukraine, sondern auch um all die Menschen, die von ihr miternährt werden.
Gleichzeitig ist es auch eine Kapitulation der Freiheit und Menschlichkeit, denn mit einem Sieg des Kremls in der Ukraine, der von der freiheitlichen Gesellschaft akzeptiert würde, wäre den Menschen in Russland, die langsam, aber sicher von Ihrer eigenen Staatsführung sediert und vergiftet werden, auch nicht geholfen, ganz abgesehen davon, dass auch die russische Landwirtschaft Millionen von Menschen über ihre Grenzen hinaus ernährt.
Wenn ein Patient von einem Virus befallen ist und man ihn heilen kann, darf man nicht auf die Angst schauen, selber infiziert zu werden und die Instrumente dafür in den Schrank legen und verschließen. Man muss helfen, nicht kopflos, aber sinnvoll und mit bedacht. Wenn die überwiegende Anzahl von Ärzten und Ärztinnen, von Krankenschwestern und Krankenpflegern nicht so handeln würden, wäre die Menschheit verloren.
Dieses trifft auch auf Staaten zu, die von Viren befallen sind. Zu denken, man könne ein bisschen die Wunden versorgen, aber dürfe aus der Angst heraus, selber angegriffen zu werden, das Virus nicht aktiv mit allen Mitteln bekämpfen, ist unmenschlich und nimmt dem Patienten und der Freiheit den Lebenswillen.
Das ist unverantwortlich und widerspricht den Grundwerten, die eine Gesellschaft und eine Vielvölkergemeinschaft haben sollte. Und es widerspricht dem Deutschen Grundgesetz, es sei denn man denkt, es reicht über die deutschen Grenzen nicht hinaus und hat für UkrainerInnen keine Gültigkeit!
Zuzulassen, dass mit jedem Kriegstoten die Angst, sich nicht verteidigen zu dürfen, wächst, ist der falsche Weg. Das kommt einer Kapitulation vor dem Virus gleich. Das tötet andere und auch diejenigen, die so denken, im Inneren.
03. Mai 2022
Der russische Dampfkochtopf ist kurz vorm Platzen, befeuert durch unseren Gasverbrauch. Der Kreml ist nicht ganz dicht und lässt Dampf in Richtung Ukraine ab. Es kann auch jedes andere Land treffen. Was hilft? Feuer ausstellen, Außen abdichten und die Implosion abwarten.
Mit seiner Linie, dass die Ukraine entnazifiziert werden muss, zeigt der Kreml die typischen Symptome einer Staatsführung, die im Inneren so unter Druck steht, dass sie jeden Vorwand nutzt, um Dampf abzulassen. Russland ist ein großer Dampfkochtopf. Die Bevölkerung gleicht den in Russland so beliebten Pelmeni. Innen sind sie gut gefüllt, aber ihr Inhalt verschließt sich dem Äußeren durch einen Teigmantel aus Ängsten. Der Topf wird befeuert durch die Exporte der fossilen aber auch der atomaren Brennstoffe. Wer nicht im Land sein muss und sich genug bereichert hat, versteckt sich in seinen Bunkern in der Schweiz oder sonst wo, oder gar auf einer schwimmenden Festung, denn nichts anderes sind die Yachten der Oligarchen. Putin, Lawrow & Co reden sich in Rage und um Kopf und Kragen. Sie argumentieren damit, dass unwertes Leben außerhalb des Topfes existiert und dass es durch einen mächtigen und gezielten Dampfstrahl gereinigt, geläutert oder auch vernichtet werden darf. Da sie keine wirklichen Argumente dafür haben, die Ukraine zu überfallen, ziehen Sie den Nazivergleich heran, in der Hoffnung damit das Volk überzeugen zu können, dass sie richtig handeln, wie damals im Großen Vaterländischen Krieg gegen Nazideutschland.
Ein Sicherheitsventil hat der russische Dampfkochtopf nicht. Was kann man also tun.
Den Deckel aufschrauben? Geht nicht, wir würden uns die Finger verbrennen. Ihn anbohren? Geht nicht, der Druck ist so groß, der Schaden wäre immens. Mit dem Kreml reden? Geht auch nicht, es wäre, als wollte man mit einem Alkoholiker nach dem Verzehr von zwei Flaschen Vodka über seinen Entzug debattieren.
Das Einzige was wirklich hilft, ist, das Feuer zu löschen, also die Importe der fossilen und atomaren Brennstoffe aus Russland einzustellen und die gefährlichen Stellen, bei denen Dampf abgelassen wird, so lange abzudichten, bis der Überdruck vorbei ist.
Dann, wenn dieses geschehen ist, kann der Deckel abgenommen werden, von wem auch immer, oder es wird der Topf implodieren. Dann werden die Menschen, die in seinem Inneren gargekocht wurden, wieder Luft zum Atmen und Platz zum Denken und Leben bekommen.
Das rohstoffarme Deutschland war zu Zeiten Hitlers auch ein Dampfkochtopf. Die Doktrin hieß, sich Ressourcen einzuverleiben, um die wahre Größe eines Tausendjährigen Reiches zu bauen. Dies sollte durch Arisierung oder Vernichtung anderer Völker geschehen. Der Kreml als Führung des rohstoffreichen Russlands geht im Grunde den gleichen Weg. Seine Energie bezieht er zwar durch den Verkauf eigener Ressourcen, gleichzeitig will er aber durch die Russifizierung oder Vernichtung anderer Völker sein Territorium ausdehnen.
Beide Wege führen ins Nichts, weil sie die Energie für das Betreiben des Topfes von anderen bekommen wollen, die das nicht wollen. Das mag eine Zeitlang gut gehen, ist aber letztlich zum Scheitern verurteilt. Die Geschichte wird es wieder zeigen, so wie die unzähligen Male davor!
01. Mai 2022
Es gibt zurzeit drei zentrale Gegensätze in der Welt.
Demokratie versus Diktatur, fossil-atomare Energie versus erneuerbare Energie, Ausbeutung der Ökosysteme versus Bewahrung der Biodiversität. Welche Systeme haben langfristig Bestand?
Unsere Zeit ist geprägt von extremen Gegensätzen, die, wenn man genau hinschaut, Ihren Ursprung in einem Grundproblem haben, in dem wir so tief verankert sind, dass es schwer fällt eine neue Richtung einzuschlagen, oder unser Lebensschiff überhaupt wieder freizubekommen.
Die drei Hauptgegensätze scheinen vordergründig wenig miteinander zu tun zu haben, wenn man jedoch genau hinsieht, findet man einen gemeinsamen Urgrund, der allen drei Gegensätzen zu eigen ist.
Diktaturen sind von Männern gemacht und keine weibliche Domäne.
Wenn man einem Staatssystem ein Geschlecht zuschreiben könnte, würde man sagen, Diktaturen sind männlich, während Demokratien, auch wenn im Politikbetrieb meistens Männer in der Überzahl sind, neutral, vielleicht sogar eher weiblich sind. Es gibt in Demokratien zwar auch die sogenannten „Alphamännchen“, aber sie sind gezähmt, denn sie müssen sich der Gemeinschaft gegenüber verantworten und können nicht schalten und walten, wie es in einer Diktatur geschieht. Was folgt aus diesen Gedanken. Je ausgeglichener eine Gesellschaft ist in Bezug auf männliche und weibliche Einflussnahme, umso weniger wird es möglich sein, dass eine Gesellschaft abdriftet in Richtung Diktatur. Der Gegensatz Diktatur versus Demokratie würde damit zu Gunsten demokratischer Gesellschaften aufgehoben und die Auswirkungen auf die Weltgemeinschaft, wie wir sie durch Diktaturen erleben, wie zum Beispiel an der russischen Ukraine Invasion zu sehen ist, würden damit abgemildert, oder sich langfristig auflösen.
Fossile und atomare Energien liegen, wenn man sie genau betrachtet, ebenfalls in der Hand von Männern.
Gibt es Oligarchinnen? Werden die Atomkraftwerke der Erde von Frauen geplant und betrieben? Droht eine vorwiegend weibliche Staatsführung im Iran mit dem Bau der Atombombe, ermöglicht durch eine demokratisch gewählte Präsidentin Russlands, die einem sonnenreichen Land, wie dem Iran, ein Atomkraftwerk gebaut hat? Was wird aus dem Bau des russischen Atomkraftwerks in der Türkei folgen? Auch in diesem Bereich ist eindeutig zu sehen, dass männlich dominantes Verhalten dazu führt, dass alte Energiestrukturen das Leben von Millionen von Menschen beherrschen und eine Hinwendung zur dezentralen Energie, wie der Sonnenenergie, verhindern. Fossile und atomare Energien sind Energien der Macht. Wer die Ressourcen besitzt und die Verteilung in den Händen hält, bestimmt das Geschehen. Ob und wohin Gas, Öl oder Strom fließen, liegt in wenigen Händen und wird zentral gesteuert. Diktatoren, Lobbyisten, Großkonzerne bestimmen das Geschehen, anders als bei dezentral erzeugter Solarenergie, wie zum Beispiel der Photovoltaik.
Und wie sieht es bei der Ausbeutung der Ökosysteme versus der Bewahrung der Biodiversität aus.
Schaut man sich den Verlauf der Geschichte an, sieht man, dass der Raubbau an der Natur ebenfalls eine Männerdomäne ist. Gab es Walfängerinnen, Robbenschlächterinnen, Goldsucherinnen, Bergfrauen die Kohle oder Erze aus der Erde holten? Gab es eine Frau Columbia, die Amerika entdeckte und waren es Eroberinnen und Soldatinnen, die die Ureinwohner Nordamerikas töteten und die Bisonherden abschlachteten? Nein, man kann klar feststellen, dass das Prinzip der Ausbeutung der natürlichen Ressourcen, genau wie bei den beiden vorher betrachteten Bereichen, ebenfalls von Männern beherrscht wird, mit den entsprechenden katastrophalen Folgen für die Umwelt und die lebendige Biodiversität der Erde.
Männliches Dominanzverhalten ist der Schlüssel, der die Tür zu Katastrophen aufschließt, die man durchaus als Hölle bezeichnen kann.
Diese Hölle erfahren zurzeit die Menschen in der Ukraine, die der männlichen Arroganz der russischen Staatsführung ausgesetzt sind. Sie leben in der Hölle, die der Kreml aufgeschlossen und in die er sie hineingestoßen hat! Und es gibt kein Entkommen, bis das Höllenfeuer gelöscht ist.
Diktaturen, fossil-atomare Energieverwendung und der Raubbau an der Natur werden so lange weitergehen, bis es der Menschheit gelingt, sich vom Dominanzverhalten der "Alphamännchen" zu lösen.
Erst dann, wenn der anderen Hälfte der Menschheit, den Frauen, wirklich zugehört wird und sie gleichberechtigt an den Entscheidungen der Lebensprozesse teilhaben, werden sich die Probleme lösen lassen.
Erst wenn die Politik, die Ökonomie, die Wissenschaft und alle anderen Bereiche des Lebens auch das weibliche Prinzip miteinschließen, wird es wirklichen Frieden geben. Erst dann gibt es ein demokratisches, erneuerbares und biodiverses Dasein das gesund, nachhaltig und lebensfördernd ist.
Alle drei Systeme, Demokratie, erneuerbare Energie und die Bewahrung der Biodiversität weisen in die Zukunft, geben den Menschen einen Platz zum Leben und bewahren langfristig das Ökosystem Erde.
Sie nutzen die Intelligenz aller, zum Nutzen aller und nicht zum Nutzen einiger weniger, die damit letztlich nur Ihre "Männlichkeit" beweisen wollen, denjenigen gegenüber, die sie verehren und dennoch unterdrücken, um sich ihrer sicher zu sein!
25. April 2022
In Russland gilt die Doktrin, dass niemand intelligenter sein darf als die Führung des Landes.
Innerhalb des Landes versucht man, die Menschen einzuschüchtern und einzusperren, damit sie sich diesem Diktat unterwerfen. Man schafft im Inneren einen Graben der Ideologie, der um das Land herumgezogen wird und der von niemandem überwunden werden darf. Auf der Außenseite soll ihn ebenfalls niemand überqueren, da das zur Destabilisierung der Inneren Machtstrukturen führen würde. Aber von außen will ihn auch niemand überqueren, da keiner sich selbst verdummen möchte, nur um den Machterhalt der politischen Führung des Landes zu unterstützen! Was folgt? Eine wirkliche Entwicklung findet nur im Kontakt zu anderen statt! Dies wird in Russland unterbunden. Das Land macht sich klein, unbedeutend und verliert seine Intelligenz.
25. April 2022
Diejenigen, die ihn ausgelöst haben sind sich der Konsequenzen nicht bewusst. Ihnen fehlt das vernetzte Denken.
Sie sehen nicht, dass alles was man heute tut, Auswirkungen auf die Zukunft hat. Menschen zu überfallen, ihr Hab und Gut und ihr Leben zu zerstören, kann niemals zu einem Frieden und positiven Wachstum für das eigene Land führen. Alles was der Ukraine angetan wird, fällt zurück auf Russland. Das ist ein Naturgesetz, das eine Ideologie, wie der russische Imperialismus, zwar zunächst negieren, aber nicht aufheben kann. Russland wird scheitern, da die Ziele der politischen Führung destruktiv sind und ins Chaos führen, ein Chaos, das man nach Außen in die Ukraine verlagert hat, aber im Inneren Russlands bereits aktiv ist.
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